Neues Bewertungssystem für Pflegeheime in Sachsen

von Thomas Meinhold (Kommentare: 0)

Überprüfung reicht von medizinischer Versorgung bis zum Speiseplan - 82 Kriterien festgelegt - Zweifel an Unabhängigkeit der Kontrollen

Sachsen will im Mai als einziges Bundesland ein Schulnotensystem zur Bewertung der Pflegeheime starten. Jede Einrichtung im Freistaat wird, so der Plan, unangekündigt einmal im Jahr kontrolliert. Der Effekt soll sein, dass sich Senioren und ihre Angehörigen vor dem Einzug in ein Heim kundig machen können, wie gut es ist.

Bewertungssystem für Pflegeheime

Für die Auswertung ist der Medizinische Dienst der Krankenkasse (MDK) zuständig. Die ersten Ergebnisse sollen im Herbst 2009 vorliegen. Der Medizinische Dienst stellt dafür nach eigenen Angaben insgesamt 36 Gutachter für die Heimkontrollen ein.

Bisher wurden 82 Kriterien festgelegt, die in fünf Bereiche gegliedert sind. Der Komplex Pflege und medizinische Betreuung ist mit 35 Fragen am stärksten gewichtet. Hier soll festgestellt werden, wie gut das Pflegepersonal nach ärztlichen Anordnungen handelt, wie sachgerecht es mit Medikamenten und Hilfsmitteln umgeht, ob Einschränkungen bei der Ernährung und Schwierigkeiten bei der Flüssigkeitsversorung beachtet werden. Die Prüfer wollen wissen, wie Bewohner mit chronischen Schmerzen, mit Inkontinenz und Blasenkathetern behandelt werden.

Zwei weitere Beispiele: In vielen Einrichtungen werden Demenzkranke gesondert von anderen Heimbewohnern untergebracht. Sie erhalten besondere Pflege. Doch nicht überall ist es so. Diesem Problem widmet sich der zweite Komplex, bei dem die Heime insgesamt zehn Fragen beantworten müssen. Ebenfalls zehn Fragen umfasst auch der dritte Bereich. Hier geht es darum, was eine Einrichtung unternimmt, dass ihre Bewohner nicht vor sich hinkümmern, sondern dass sie angeregt werden und sich wohlfühlen.
Beispiel: Welche Einzel- und Gruppenangebote gibt es, welche Feste werden gefeiert.

In den Gesprächen mit den Bewohnern versuchen die MDK-Prüfer herauszufinden, ob sie das Leben in dieser Einrichtung als angenehm empfinden. Dabei geht es um Privatheit und Intimsphäre, Besuchsmöglichkeiten, Wahlfreiheit bei Kleidung und Essen, die Möglichkeit zum Aufenthalt im Freien, das Angebot von Beschäftigung und kulturellen Veranstaltungen und ob man genug zuzahlungsfreie Trinkangebote bekommt.

Theoretisch ist die Bewertung gut und schön, ob sie praktisch funktioniert, wird sich zeigen. Dietmar Pellmann, Landtagsabgeordneter der Linken, bezweifelt es. "Es ist eben wie mit Schulnoten - die Vergabe beruht in nicht unerheblichem Maße auf subjektiver Einschätzung", sagt Pellmann. Er kritisiert zudem die Tatsache, dass der Medizinische Dienst die Kontrollen durchführen soll und dabei auch auf die Aussagen der Heimleitung angewiesen ist. "Unabhängige Kontrolle sieht anders aus."

Die Vorwürfe wies das Sozialministerium zurück. Es gehe ausschließlich um die Qualitätssicherung. Allerdings, so räumte ein Sprecher ein, müsse man natürlich auch bei der Pflege auf die Kosten achten.

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